Mehrheitsbeschlüsse in der Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Beschlüsse in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts sind grundsätzlich einstimmig zu fassen (vgl. § 709 Abs. 1 BGB), wenn und soweit nicht im Gesellschaftsvertrag für den betreffenden Beschlussgegenstand das Einstimmigkeitsprinzip durch das Prinzip einfacher oder qualifizierter Mehrheit ersetzt worden ist (vgl. § 709 Abs. 2 BGB), um die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft sicherzustellen.

Für die formelle Legitimation eines Mehrheitsbeschlusses genügt es, dass sich aus dem Gesellschaftsvertrag – ausdrücklich oder durch Auslegung – eindeutig ergibt, dass der jeweilige Beschlussgegenstand einer Mehrheitsentscheidung unterworfen sein soll; einer Aufzählung der von der Mehrheitsklausel erfassten Beschlussgegenstände im Einzelnen bedarf es hierfür grundsätzlich nicht, und zwar auch dann nicht, wenn es sich um ein früher so genanntes „Grundlagengeschäft“ handelt1.

Dem so genannten Bestimmtheitsgrundsatz, der schon nach bisheriger Rechtsprechung auf Publikumsgesellschaften keine Anwendung fand2, kommt nach der neueren Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs für die formelle Legitimation einer Mehrheitsentscheidung keine Bedeutung mehr zu3.

Ist die Entscheidung der Mehrheit der Gesellschafter von einer Regelung im Gesellschaftsvertrag gedeckt, ist auf einer zweiten Stufe zu prüfen, ob sie sich als treuwidrige Ausübung der Mehrheitsmacht gegenüber der Minderheit darstellt und deshalb inhaltlich unwirksam ist4.

Bundesgerichtshof, Urteil des II. Zivilsenats vom 17. September 2013 – II ZR 68/11

  1. BGH, Urteil vom 15.01.2007 – II ZR 245/05, BGHZ 170, 283 Rn. 9 – OTTO; Urteil vom 24.11.2008 – II ZR 116/08, BGHZ 179, 13 Rn. 15 – Schutzgemeinschaftsvertrag II; Urteil vom 15.11.2011 – II ZR 266/09, BGHZ 191, 293 Rn. 16; Urteil vom 16.10.2012 – II ZR 251/10, ZIP 2013, 68 Rn. 22; Urteil vom 20.11.2012 – II ZR 98/10 []
  2. BGH, Urteil vom 19.11.1984 – II ZR 102/84, NJW 1985, 972, 973 []
  3. BGH, Urteil vom 16.10.2012 – II ZR 251/10, ZIP 2013, 68 Rn. 25 f. mwN []
  4. BGH, Urteil vom 15.01.2007 – II ZR 245/05, BGHZ 170, 283 Rn. 10 – OTTO; Urteil vom 24.11.2008 – II ZR 116/08, BGHZ 179, 13 Rn. 17 – Schutzgemeinschaftsvertrag II; Urteil vom 15.11.2011 – II ZR 266/09, BGHZ 191, 293 Rn. 16; Urteil vom 16.10.2012 – II ZR 251/10, ZIP 2013, 68 Rn. 36; Urteil vom 20.11.2012 – II ZR 98/10 []